Inhalt:
- Für andere da sein ist etwas Wunderbares
- Ein charmantes Nein gibt dir deine Selbstbestimmung zurück
- Wann du Nein sagen solltest
- So sagst du charmant Nein zu Anliegen von Chef, Kollegen, Kunden
- So sagst du Nein zu Anliegen deines Partner
- So sagst du Nein zu den Forderungen deines Kind
- Warum ein Nein zu anderen ein Ja zu dir selbst ist
- Königsklasse delegieren & um Unterstützung bitten
- Fazit
Gehörst du auch zu diesen hilfsbereiten, engagierten Frauen, die immer für andere da sind? Auf dich ist Verlass. Du meldest dich automatisch, wenn es darum geht, freiwillige Arbeiten zu übernehmen? Wenn dich der Chef noch kurz vor Feierabend um einen Gefallen bittet, ist deine Zusage so sicher wie das Amen in der Kirche?
1. Für andere da sein ist etwas Wunderbares
Ich verstehe dich sehr gut, auch ich helfe gerne. Es ist ein unglaublich schönes Gefühl, es erfüllt uns selbst mit Glück, anderen zu helfen, seine Liebsten gut versorgt zu wissen oder eine Gemeinschaft zu unterstützen, dazuzugehören. Das kenne ich aus meiner ehrenamtlichen Tätigkeit. Gebraucht zu werden und anderen etwas Gutes tun, gibt uns das Gefühl wertvoll und unersetzlich zu sein.
Wenn du aber an einem Punkt angekommen bist, wo so viel auf dich einströmt, dass du einerseits wahnsinnig gerne all die kleinen Extra-Arbeiten erledigen würdest („Backst du zu Emmas Geburtstag auch einen Kuchen? Toll! Danke dir! LG …“), andererseits aber gar nicht mehr weißt, wo du das noch in deinen übervollen Tag unterbringen sollst und abends um 22.00 Uhr erschöpft den Kuchen aus dem Backofen holst, ist es an der Zeit „Nein“ zu sagen.
Ganz oft sehen Menschen nur einen Teilausschnitt unseres Lebens und wissen nicht, was wir den ganzen Tag über tun. „Und mit nur einem Kind im Homeschooling braucht sie wirklich nicht zu jammern!“ Im ungünstigsten Fall wird unsere Hilfsbereitschaft ausgenutzt und die Wertschätzung bleibt aus. Denn wer immer einspringt, dessen Hilfe wird selbstverständlich.
Solange du nicht Nein sagst, wird dir immer mehr Arbeit aufgetragen. Keiner sieht, dass du den Kuchen abends um 22.00 Uhr gebacken hast und du sagst es auch nicht. Du willst nicht jammern. Auf dich ist Verlass. Andere schaffen das doch auch!
Dadurch gerätst du in einen Kreislauf, der dir immer mehr Energie zieht, ohne dass du es gleich merkst. Du befindest dich in einem inneren Konflikt. Einerseits willst du niemanden enttäuschen und deine Familie lässt du auf keinen Fall im Stich, andererseits spürst du (hoffentlich!), dass du zunehmend erschöpft bist. So macht das Leben auch keinen Spaß.
2. Ein charmantes Nein gibt dir die Selbstbestimmung und Selbstachtung zurück
Wenn du nie „Nein“ sagst, solltest du nicht überrascht sein, wenn deine Grenzen häufig überschritten werden und du dich fremdbestimmt fühlst.
Mit einem Nein, zeigst du deinen Mitmenschen deine Grenze. Du bestimmst, wo du sie setzt. Das ist völlig in Ordnung. Und sehr wichtig, um in Balance zu bleiben.
Nein sagen macht dich wesentlich authentischer und bewirkt noch etwas Wundervolles: Du wirst feststellen, dass du trotzdem geliebt und anerkannt wirst. Denn die Menschen, die dich wirklich schätzen zeigen Verständnis und respektieren dich. Und dadurch fühlst du dich doch viel mehr angenommen, nicht wahr?
Und noch etwas Interessantes kann passieren: Es findet eine natürliche Auslese statt. Denn manche Menschen können auf dein Nein verständnislos und verärgert reagieren. Was sagt dir das? Dass sie vielleicht gar nicht bereit sind etwas zurückzugeben, sondern nur unsere Energie rauben? Wollen wir so jemandem in unserem näheren Umfeld? Ganz sicher nicht!
Du siehst, dass es unglaublich wertvoll ist, Nein sagen zu können. Und es gibt viele Wege Nein zu sagen. Ich bin für eine deutliche Sprache. Höflich und wertschätzend darf sie trotzdem sein.
3. Wann du Nein sagen solltest
Das ist einfach: Immer dann, wenn du auf eine Bitte nicht sofort mit Ja antworten kannst. Warte einen Moment, bis du antwortest und spüre in dich hinein: Sollte keine Zustimmung kommen, ist das ein Signal für ein Nein. Auf dieses Signal solltest du unbedingt hören, denn es zeigt dir an, dass du jetzt auf dich achten solltest, um nicht in die totale Erschöpfung zu gelangen.
Wie du charmant Nein sagst
In welchem Bereich fällt es dir besonders schwer, Nein zu sagen? Beim Chef, der sich bisher immer 100% auf dich verlassen konnte und das soll auch so bleiben? Bei deinem Partner, dem du eine gute Ehefrau sein möchtest? Oder bei deinen Kindern oder den Eltern?
Hier sind meine Inspirationen, wie du in den verschiedenen Situationen charmant Nein sagst und dennoch bei dir bleibst.
4. So sagst du Nein zu Anliegen deines Chefs, Kollegen, Kunden
Die Angst den Chef, die Kundin oder Kollegin zu verärgern oder als faul dazustehen, hindert dich daran Nein zu sagen. Ein Nein kann dich aber vor völliger Erschöpfung schützen, gerade wenn dir noch eine Aufgabe übertragen wird, die du ohne Überstunden oder Wochenendarbeit nicht erledigen kannst.
Natürlich kannst du einfach Nein sagen. Das ist deutlich. Das könnte die Person im ersten Moment etwas irritieren. Vor allem, wenn sie das noch gar nicht von dir kennt. Wenn dir das direkte Nein schwer über die Lippen kommt, beginne sanfter.
Zum Beispiel so:
- Hm, Herr Meier, das kann ich ad hoc nicht beantworten, ich muss mir zuerst einen Überblick verschaffen, ob ich das überhaupt noch zusätzlich erledigen könnte. Bis wann sollte das denn erledigt sein? (Super! Du hast nicht direkt Ja gesagt und signalisierst, dass du schon genug an der Backe hast. Außerdem spielst du den Ball zurück, das gibt dir noch Bedenkzeit, um in dich zu spüren, ob du das kannst/willst.)
- Diesen Auftrag kann ich leider diesen Monat nicht mehr erledigen. Im März hätte ich Zeit dafür.
- Das tut mir leid! Im Moment habe ich weder die Zeit noch die Kapazität mich dieser Aufgabe so zu widmen, wie Sie es von mir gewohnt sind. Ein andermal gerne wieder oder:
- Das erledige ich gerne für Sie. Allerdings bleibt dann das Projekt XY liegen. Wäre das okay für Sie?
- Sehr gerne würde ich Ihnen weiterhelfen. Im Moment wüsste ich allerdings nicht, wie ich das hinbekomme und zu Ihrer Zufriedenheit erledigen könnte.
Du sagst Nein ohne den anderen vor den Kopf zu stoßen. Vermeide zu sehr in die Rechtfertigung zu gehen, das wirkt unsicher. Lerne für dich einzustehen. Eine gute Alternative bei Überlastung ist die Aufgabe nur unter der Voraussetzung anzunehmen, dass ein anderes Projekt abgegeben oder verschoben wird!
5. Ein Nein auf das Anliegen deines Partners
Ja, das ist heikel. Denn es könnte passieren, dass sich dein Partner durch dein Nein komplett als Person abgelehnt fühlt. Das möchtest du vermeiden, weil du ihn liebst. Nur im Moment spürst du kein direktes Ja und dann ist Ehrlichkeit gefragt. Wem, wenn nicht den Menschen, die uns am nächsten sind, dürfen wir uns so zeigen, wie wir fühlen? Ein liebender Partner wird Verständnis haben.
- Ich liebe dich. Aber im Moment bin ich so erschöpft, dass ich mich nicht voll und ganz auf dich einlassen kann. Können wir stattdessen (z. B.) ein Glas Wein zusammen trinken?
- Ich liebe dich und bin für dich da. Wenn du möchtest, dass ich dir diese Aufgabe abnehme, wünsche ich mir, dass du dafür die nächsten zwei Wochen die Einkäufe erledigst.
6. Ein Nein zu den Forderungen deines Kindes
Dem eigenen Kind etwas abzuschlagen ist für viele Eltern oft am Schwersten. Ganz oft ist es das schlechte Gewissen, das uns quält und wir dann den Forderungen unserer Kinder nachgeben, obwohl wir dringend Zeit für uns bräuchten.
Hier meine Inspiration liebevoll Nein zu sagen:
- Ich bin gerade sehr, sehr müde, mein Schatz und du möchtest jetzt basteln. Ich lege mich jetzt 30 Minuten hin und sammle neue Energie. Danach basteln wir gemeinsam. Darauf freue ich mich. Du schaust dir in der Zwischenzeit das Buch an und kannst schon einmal überlegen, was du gerne basteln möchtest.
Achtung: Frage bitte nicht am Ende, ob das für dein Kind ok ist! Damit könntest du eine Diskussion auslösen, bei der du dann doch nachgibst, statt dich zu erholen.
- Ich verstehe, dass du das jetzt unbedingt (tun/haben) möchtest. Das geht jetzt leider nicht. Wir können das nächsten Dienstag machen. (Ganz wichtig: nur erwähnen, wenn du es auch einlösen kannst!)
7. Warum ein Nein zu anderen ein Ja zu dir selbst ist
Niemandem, wirklich niemandem ist gedient, wenn du irgendwann völlig auf dem Zahnfleisch gehst, weil du dich für alles und jeden verantwortlich fühlst und dich dabei völlig vergisst. Und: Die Menschen, die dich lieben und wertschätzen wünschen sich auch, dass es dir gut geht! Auch ohne all die vielen kleinen und großen Dienstleistungen, die du ihnen zugutekommen lässt.
Kinder wünschen sich eine präsente Mutter, die sich für sie interessieren, ihnen zuhört und mit ihnen lacht. Kein Kind möchte von einer Mutter bedient werden, die permanent müde und gestresst ist. Kinder haben sehr feine Antennen. Im ungünstigsten Fall leidet das Kind mit und gibt sich eine Teilschuld an dem Unwohlsein der Mutter.
8. Die Königsklasse: Delegieren und um Unterstützung bitten
Gibt es vielleicht einen Zusammenhang zwischen deiner Schwierigkeit Nein zu sagen und der Tatsache, dass du selbst nur sehr schwer um Unterstützung bitten kannst? Oft wünschen wir uns unbewusst Hilfe, sprechen das aber nicht deutlich aus, sondern helfen allen anderen, in der Hoffnung es würde endlich jemand kommen und uns Hilfe anbieten.
Erinnerst du dich an den Teilausschnitt? Die meisten sehen das nicht, weil wir oft Meister im Verstecken sind („Ja, ja, es geht mir gut!“ „Ich muss stark sein“ „Bloß nicht jammern“) und weil sie immer nur einen Teil unseres Lebens wahrnehmen. Hinzu kommt, dass Menschen, die selbst sehr gestresst sind, weniger empathisch sind. Aber das ist ein anderes Thema.
Wenn du die Erfahrung machst und ich verspreche dir, das wirst du, dass du als Person durch ein Nein nicht völlig ins Abseits gerätst, sondern vielmehr deine (Energie-)Grenzen respektiert werden, wird es dir immer leichter fallen, auf deine Impulse zu achten und Nein zu sagen, wenn es für dich gerade nicht stimmt.
Zum glücklichen Kind* Nein zu sagen ist auch für mich als Mutter manchmal schwer. Mittlerweile spüre ich sehr gut, wann ich besser Nein sage. Das glückliche Kind weiß dann, was Sache ist. Es kann mein Nein sehr gut akzeptieren, weil es die Erfahrung gemacht hat, dass ich es zu einem anderen Zeitpunkt einlöse. Außerdem lernt es empathisch zu sein und die Grenzen anderer zu respektieren.
* Auf meiner Über-mich-Seite löse ich das Rätsel, weshalb ich immer vom glücklichen Kind spreche.
Bitte andere um Unterstützung
Ich weiß nur zu gut, dass das Überwindung kostet. Ich habe das auch lernen müssen. Ich bin mir aber sicher, dass du auch Menschen in deinem Umfeld findest, die dir sehr gerne helfen. Frage sie, ob du ihnen dafür ein andermal unter die Arme greifen kannst. Wenn du wieder mehr Energie hast und die wirst du haben, wenn du künftig öfter Nein sagst.
Delegiere Schritt für Schritt
Wenn du noch einen Schritt weiter gehen und deine innere Stärke trainieren möchtest, fange an kleine Aufgaben zu delegieren: an die Kinder, an den (Ex-)Partner. Warum musst du als Mama die ganze Kleidung mit dem Kind kaufen, wenn es dich stresst? Das kann der Papa (Ex-Partner) auch einmal übernehmen.
Vertraue deinem Kind und übertrage ihm kleine Aufgaben aus seinem Schulalltag. Statt alles 100% zu kontrollieren mache nur noch Stichproben. Du förderst damit nicht nur die Selbständigkeit deines Kindes, sondern stärkst auch sein Selbstwertgefühl („Mama traut mir das zu! Ich kann das!“). Eine wunderbare Win-Win-Situation, denn Kinder wachsen mit ihren Aufgaben.
9. Fazit
Helfen ist etwas, das unsere Familie und unsere Gesellschaft zusammenhält. Es ist essentiell für ein funktionierendes System und beruht auf Gegenseitigkeit. Deshalb darfst auch du um Hilfe bitten und sie annehmen und Nein sagen, wenn du spürst, dass es dir damit gerade nicht gut geht. Mit einem charmanten Nein ziehst du wichtige Grenzen und bekommst so deine Selbstbestimmung zurück, bist authentischer und hast wieder mehr Energie. Dann spürst du auch wieder deutlich das Ja als Antwort auf eine Bitte und kannst mit ganzem Herzen helfen.
Denkst du Nein sagen fällt dir in Zukunft leichter? Ich wünsche mir, dass dir mein Inspirationen helfen.
Herzliche Grüße
Sandra
Hallo liebe Franzi, lieben Dank für deinen Kommentar. Nein-sagen ist immer noch ein großes Thema. Es freut mich, dass du sowohl aus dem Webinar als auch aus meinem Blogbeitrag einiges für dich mitnehmen konntest. Ich wünsche dir, dass du es schaffst deine Grenzen immer besser zu wahren. Liebe Grüße Sandra
Hi Sandra, vielen Dank für diesen Beitrag. Ich hab mir tatsächlich erst vor einen paar Tagen einem kostenloses Webinar angesehen, das genau dieses Thema behandelt: „Nein sagen“. Ich konnte dort sowie durch deinen Beitrag jetzt wieder einmal super viel dazu lernen. Ich bin auch eine Person, die sowohl in der Arbeit als auch im Privaten schwer „Nein“ sagen kann. Mittlerweile habe ich aber verstanden, dass das manchmal einfach sein muss. So entlastet man sich selbst und ich denke auch, dass die Ergebnisse in der Arbeit einfach besser werden, wenn man nicht immer 1000 Dinge gleichzeitig in kurzer Zeit fertigstellen muss.