Diesen Blogbeitrag zum Thema Selbstfürsorge widme ich all den großartigen Frauen, die Job und Familie Woche für Woche mit Hingabe, Liebe und Aufopferung meistern. Besonders meiner lieben Freundin.
Es ist Sonntagmorgen im März 2022 und ich schleiche mich leise aus dem Schlafzimmer. Die herumwirbelnden Gedanken in meinem Kopf machen mich hellwach. Und diese herrliche Ruhe am frühen Morgen. Sonntag vor sieben gehört die Welt mir und diesen Gedanken, die verloren gingen, wenn die Turbulenz des Alltags sie überschwemmt. Kurz vor Weihnachten habe ich wieder angefangen zu schreiben. Nicht um meine Webpräsenz und Auffindbarkeit zu erhöhen, sondern für mich. Und wenn ich etwas 11 Wochen lang nahezu täglich mache – machen möchte – dann tut es mir gut und verbessert mein Leben.
Damit wären wir beim heutigen Thema: Selbstfürsorge.
Ja, ich weiß, dass dieser Begriff „Selbstfürsorge“ schon so derart durchgenudelt ist, dass ich ihn selbst kaum noch hören mag. Auch wenn sich das Verständnis zu diesem Begriff so weit dehnt wie Kaugummi, ist es dennoch wichtig. Nein, sogar unerlässlich, wenn du gesund bleiben möchtest. Und damit meine ich immer physisch und psychisch, weil beides eine Einheit bildet und sich gegenseitig beeinflusst. Dem setze ich noch eines oben drauf: Selbstfürsorge ist essentiell, wenn du wirklich glücklich sein möchtest.
Mit „glücklich“ meine ich ein authentisches, selbstbestimmtes Leben. Sich selbst wertschätzen und fördern. Und wohlwollende Menschen um sich haben.
Was bedeutet Selbstfürsorge wirklich?
Womit ich so meine Mühe habe ist, wenn ich auf diversen Social-Media-Kanälen oder in Frauenzeitschriften lese, wie sich Frauen mit Pauken und Trompeten endlich an die erste Stelle in ihrem Leben setzen. Mit acht Ausrufezeichen!!!!!!!! Mir schleicht sich dabei das Bild eines trotzigen Kleinkindes ein. Was genau meinen sie damit? Dass sie sich einmal im Jahr das Wellness-Wochenende im fünf-Sterne-Spa mit der Freundin gönnen? Oder den Hafer-Latte zwischendurch? Oder die wöchentliche Sporteinheit?
Oder leben sie nun so richtig radikal die absolute Nummer eins in ihrem Leben: ich, ich und nochmal ich? Ist das die Konsequenz aus jahrelanger Selbstvernachlässigung, Aufopferung für Familie und Job? Und jetzt endlich bin ich dran!
Solche Reaktionen sind nur verständlich. Die Frage, die sich mir da sofort aufdrängt, lautet: „Warum hast du nur so lange damit gewartet?“
Gesund wäre für mich ein weniger radikaler Weg. Die eigenen Grenzen zu respektieren und sich um sich zu kümmern, noch bevor die Kinder ausgezogen sind, während das Projekt noch läuft und vor der Rente. Statt Zusammenbruch und Rundumschlag. Was passieren kann, wenn wir die Notwendigkeit nicht erkennen, ist hinlänglich bekannt. Das brauche ich nicht weiter vertiefen. Erste Anzeichen sind dauerhafte Unzufriedenheit. Ich möchte vielmehr der Frage nachgehen, wie es gelingen kann, dass du dich nicht nur um alle anderen in deinem Umfeld kümmerst und versorgst, sondern auch um dich.
Selbstfürsorge ist wie Seiltanzen ein Balanceakt
Also den Balanceakt zwischen den beiden Extremen, sich einerseits selbst komplett zu vernachlässigen, aufzuopfern und andererseits permanent an erste Stelle zu setzten und alle anderen zu vernachlässigen. Denn wenn du in einem Verbund, einer Familie, in einem Team lebst und arbeitest, lässt sich das Nummer-Eins-Ding auf Dauer nicht durchziehen. Konflikte und Verluste sind dann vorprogrammiert. Wenn ich nur noch auf mich schaue, verliere ich die anderen aus dem Blick und schade damit meinen Beziehungen. Vielleicht sogar irreparabel.
Also ist das genauso ungünstig, wie die eigenen Bedürfnisse völlig zu ignorieren. Und das ist nun die Herausforderung. DEINE Herausforderung: Liebevoll und aufmerksam mit dir UND den Menschen in deiner Umgebung zu sein.
Selbstfürsorge kannst du lernen
Selbstfürsorge ist uns nicht in die Wiege gelegt worden. Deshalb ist es am Anfang auch eine Herausforderung. Gerade als Mütter nehmen wir unsere Fürsorgepflicht für unsere Liebsten sehr ernst. Dazu kommen die Ambitionen im Job. Unser Leistungsdenken und die zunehmende Schnelllebigkeit erhöhen den Druck auf uns: Ständig sollen wir uns optimieren, um up-to-date und erfolgreich zu sein und dabei auch noch verdammt gut aussehen.
Wer äußert, dass es gerade schwierig ist, weil es zu viele Herausforderungen gibt, dem*der wird schnell unterstellt, dass er*sie „nur“ ein schlechtes Selbst- und Zeitmanagement hat. Und sollte das mal dringend optimieren.
Gerade wenn es schwierig und das Leben voll Herausforderungen ist, sollten wir noch besser auf uns selbst achten. Und gerade dann tun wir genau das Gegenteil. Um zu funktionieren, um all das möglichst schnell hinter sich zu bringen, um dann endlich zur Ruhe zu kommen, am Wochenende. Im Urlaub. So hangeln wir uns von Woche zu Woche und Urlaub zu Urlaub. Das geht eine ganze Zeit lang gut.
Meine Frage an dich lautet jetzt: „Wie geht es dir damit? Wie fühlt sich das für dich an? So tief in dir drin?“
Wenn du gerade schlucken musst, dann ist es höchste Zeit, selbst mehr für dich zu sorgen. Du kannst das. Du darfst das. Und ich wünsche dir von Herzen, dass diese Zeilen dir die richtigen Impulse für deinen Balanceakt liefern.
Selbstfürsorge: Der erste Schritt
Der erste Schritt ist oft deshalb so schwer, weil es an Klarheit mangelt und die Angst vor dem Scheitern groß ist. So viel kannst du nicht falsch machen, wenn du sowieso bisher zu wenig für dich gesorgt hast. Und Fehler sind Helfer, was ich eine besonders schöne Definition finde. Gerade bei der Verhaltensänderung ist „done better than perfect“ erstmal oberstes Gebot.
Bevor wir überhaupt irgendetwas ändern können, müssen wir die eigene Situation ehrlich reflektieren. Das geht hervorragend, wenn du dir alles von der Seele schreibst und/oder redest. Dabei wirst du bestimmt schon viele wertvolle Erkenntnisse gewinnen. Und das Ungleichgewicht sehen.
Möglicherweise fällt dir dann auch auf, dass du sehr verantwortungsbewusst bist und dich um so Vieles mehr kümmerst, als nötig. Nur die eine wichtige Verantwortung hast du noch nicht zu 100 Prozent übernommen: die für dich selbst.
Selbstfürsorge bedeutet Verantwortung übernehmen
Eventuell befindest du dich noch im Dornröschenschlaf und wartest auf den Prinzen oder die Prinzessin, die deine Probleme löst und dir gibt, was nur du dir geben kannst. Weil nur du weißt, was du wirklich brauchst.
Wer nur noch funktioniert, hat ein Stück weit die Verbindung zu sich selbst verloren. Weil die eigenen Bedürfnisse lange ignoriert wurden. Der erste Schritt ist zu erkennen, dass nur du selbst es lösen kannst. Dafür musst du die Verantwortung für dich und das was du tust (und auch was nicht) übernehmen. Auch, wenn ich das Wort „müssen“ nicht mag, weil es oft noch mehr Druck und Widerstand auslöst, kann ich dir hierfür nur diese Formulierung anbieten.
Klar ist das ein Weg. Wahrscheinlich ist es sogar völliges Neuland für dich.
Sobald du das verdaut hast und bereit bist, Verantwortung für dich zu übernehmen, ist das ein ganz großer Schritt. Wer sich bewusst macht, dass er*sie selbst die Verantwortung für sein*ihr Leben trägt, ist in meinen Augen wirklich erwachsen geworden. Der wundervolle Nebeneffekt: Du machst dich damit ein ganzes Stück unabhängiger. Das kann zuerst etwas Unsicherheit auslösen, wie alles Neue, aber dann setzt es viel Energie frei.
Sei gewiss: es ist alles da und in dir, was du brauchst. Wer die Verantwortung für sich selbst übernimmt, ist freier und darf sich trotzdem jederzeit Unterstützung holen.
Wissen, was du brauchst: Die Verbindung zu dir selbst wiederherstellen
Wenn du jetzt mutig genug bist, mit dir in Dialog zu treten, kann es sein, dass dich deine Gefühle überwältigen. Tränen laufen dir die Wange herunter gepaart mit einer Traurigkeit über deine vergeudete Zeit oder ungenutzte Gelegenheiten. Lass alles zu, um es dann loszulassen. Nimm diese Gefühle bitte vorbehaltlos an, die so lange keinen Raum hatten. Ganz wichtig: Ohne dich dafür zu verurteilen.
Das zuzulassen erfordert anfangs Mut und Stärke! Wenn du den Weg schon eine Weile gegangen bist, wirst du es schätzen, weil es eine ungeahnte Kraftquelle ist, die du immer wieder anzapfen kannst. Du wirst den Dialog mit dir lieben. Du wirst dich lieben, weil du Dinge entdeckst, die wunderbar sind. Die es dir leicht machen werden, dich selbst anzunehmen. Du entdeckst nach und nach deine Selbstwirksamkeit und deine innere Stärke.
Je intensiver und ehrlicher du in Kontakt mit dir selbst kommst, umso stärker wird das Band der Liebe und Freundschaft mit dir. Yeah! Das hat übrigens auch viele positive Auswirkungen auf deine Beziehungen.
Beim Annehmen und Loslassen kommt die Kraft wieder. Und du bist bereit für neue, wunderbare Abenteuer, die da noch auf dich warten.
Der Weg zum Glück ist der Weg zu dir selbst
Wie komme ich nun in Kontakt mit mir selbst? Stell dir vor, du funktionierst über einen sehr langen Zeitraum und fühlst dich vielleicht ein bisschen wie eingefroren. So ähnlich ist es mit der Verbindung zu dir selbst. Jetzt hast du den Wunsch wieder lebendiger und authentischer zu leben und möchtest die gekappte Verbindung wiederherstellen. Du taust sozusagen deine eingefrorenen Bedürfnisse auf. Am besten ganz behutsam, damit sich kein Sturzbach bildet, sondern alles schön fließen kann.
Dabei bist du die Sonne, die Wärme, die die eingefrorenen Bedürfnisse freilegt und an die Oberfläche bringt. Denk an den Wechsel der Jahreszeit, in der wir uns gerade befinden. So kann es auch bei dir sein: Erst nimmst du ein Hauch von Frühling und Lebendigkeit wahr, dann entdeckst du die tausend kleine Knospen und schließlich offenbart sich dir ein Blütenmeer an Energie, Schönheit und Lebendigkeit.
Und all das hast du selbst bewirkt.
Selbstfürsorge: Wieder in Verbindung mit dir selbst
Von den Anregungen, wie du mit dir in Kontakt kommst, suchst du dir das aus, was dich am meisten anspricht.
Es ist die bewusste Zeit allein mit dir, die echte Nähe zu dir Selbst herstellt. Ohne große Ablenkung. Das kann ein Spaziergang (kein abgehetztes Joggen, um deinen Pace zu verbessern!) sein, dort, wo sich wenig Menschen aufhalten. Sauna. Schwimmen. Malen. Radfahren. Tanzen. Das kann Schreiben sein. Das kann eine kreative Ausdrucksweise sein, die dir Freude bereit, die dich bei dir ankommen lässt und dich dich selbst wieder spüren lässt.
Es geht darum, dass du dir Aufmerksamkeit schenkst. Deinen Gedanken und deiner inneren Stimme zuhörst. Und deinen Gefühlen genügend Raum gibst. Wir sind oft so eng getaktet, dass wir permanent etwas tun müssen. Glauben tun zu müssen. Das kontraproduktive Multitasking haben wir verinnerlicht und wissen nichts mehr mit uns anzufangen. Wir wollen, sollen dauernd beschäftigt sein.
Sich einmal ungestört hinzusetzten (an deinen Lieblingsplatz zuhause oder auf die Bank am Waldrand) und den Gefühlen und Gedanken freien Lauf zu lassen, hilft uns dabei, unsere Bedürfnisse und Wünsche zu erkennen. Also die echten, wahren Bedürfnisse. Wenn du dir selbst gut zuhörst, wirst du dich immer besser kennenlernen.
Wir lernen am besten durch Ausprobieren.
Schenkst du dir diese Zeit, kommen Dinge an die Oberfläche, die dich dabei unterstützen, ein authentischeres und glücklicheres Leben zu führen. Trau dich bitte, dich darauf einzulassen. Es wird dir wesentlich leichter fallen, den anfangs beschriebenen Balanceakt zu meistern.
Selbstfürsorge: Fazit
Wenn du mit dir in Verbindung trittst, weißt du, was du gerade wirklich brauchst und kannst dafür sorgen. Zuerst bei dir hinzuschauen und dir zuzuhören – das ist gelebte Selbstfürsorge, statt das Glück in der Befriedigung der Bedürfnisse anderer zu suchen und im Gegenzug in eine falsche Erwartungshaltung zu gehen. Es geht nicht darum das alles alleine zu machen, wir leben in einem Verbund und dürfen die Bedürfnisse verhandeln, um sie unter einen Hut zu bekommen. Für meine Liebsten UND mich.
Die Rechnung: alle anderen glücklich zu machen = macht mich auch glücklich, geht über einen langen Zeitraum nur auf, wenn wir uns selbst in die „anderen“ integrieren. Dass es eine wert- und sinnvolle Energiequelle ist, andere zu unterstützen, weiß ich durch meine Arbeit sehr wohl, dennoch reicht es nicht aus, wenn meine Bedürfnisse dauernd zu kurz kommen. Ich den Zugang zu mir abgetrennt oder verloren habe.
Selbstfürsorge: Now is wow!
Von jetzt an sorgst du selbst dafür, dass es leichter und schöner wird. Damit übernimmst du die Verantwortung für dich selbst. Das ist großartig. Ich gratuliere dir. Eigenverantwortung ist einer der wichtigsten Resilienz-Faktoren. Mit dem bewussten, eigenverantwortlichen Handeln verstärkt sich auch dein Gefühl von Selbstwirksamkeit. Somit erhöhst du mit echter Selbstfürsorge auch deine Resilienz.
Ich wünsche dir den Mut und die Muße, diese einzigartige Verbindung zu dir selbst wieder herzustellen.
Übrigens: Es wäre wunderbar, wenn auch wir in Verbindung bleiben. Hinterlässt du mir einen Kommentar und berichtest, was meine Zeilen in dir ausgelöst haben? Ich freue mich schon darauf und danke dir dafür.
Fröhliche Grüße vom bezaubernden Bodensee, Deine Sandra
P. S. Kleiner Blog – große Liebe: Kennst du auch noch tolle Frauen, für die das Thema interessant wäre? Dann empfiehl ihnen gerne meinen Blog.